Warum die Gefahr auszubrennen gerade besonders hoch ist

„42% der Väter fühlen sich gestresster als vor der Krise“ lautete ein Instagram-Post der Süddeutschen Zeitung in der vergangenen Woche. 

Kein Wunder. Corona hat die Entgrenzung der Arbeit auf die Spitze getrieben. Wer zwischen Frühstück, Mittagessen und Homeschooling arbeiten soll, kann schnell den Überblick verlieren.

Viele Mütter und Väter, besonders die kleiner Kinder, leiden seit Corona darunter, nichts und niemandem mehr ausreichend gerecht zu werden. Sie sind permanent in Aktion und haben trotzdem das Gefühl, nichts auf die Reihe zu bekommen. 

Ein Alarmsignal, das man erst nehmen sollte, damit es nicht so weit kommt, dass man irgendwann nicht mehr kann. Denn Eltern können sich nicht krankmelden. Zumindest nicht bei ihren Kindern.

Doch es sind nicht nur Mutter- und Vaterpflichten, die gerade zu einem erhöhten Stressniveau führen, auch Geldsorgen, Existenz- und Zukunftsängste bereiten schlaflose Nächte und befördern die Erschöpfung.

Von der Managerkrankheit zum Volksleiden

Lange Zeit galt Burnout als Managerkrankheit, heute ist die Erschöpfungsdepression, wie die offizielle Diagnose lautet, zur Volkskrankheit geworden, die mitnichten nur Führungskräfte betrifft. Menschen brennen aus, wenn die Belastung zu viel wird. Wenn die Überlastung nicht mehr aufhört, wenn die Batterien nicht mehr aufgeladen werden können. Und das liegt oft gar nicht am Job, sondern an Belastungen im privaten Bereich, die uns neben dem Job so viel abverlangen, dass einfach irgendwann nichts mehr geht. Alleinerziehende Mütter oder Väter, Eltern von kranken Kindern, pflegende Angehörige sind oft von der krankhaften Erschöpfung betroffen.

Wenn Stress zur Krankheit wird

Corona beschert vielen Menschen ein massiv erhöhtes Stressniveau. Doch woran merke ich, wann es gefährlich wird? Wo „normaler“ Stress aufhört und Krankheit anfängt? 

Ein Burnout kommt nicht übernacht. Er entwickelt sich schleichend, und zwar dann, wenn man aus dem Stress nicht mehr rauskommt, wenn er chronisch wird. Ein bisschen Stress ist bekanntermaßen gut, er kann uns zu Höchstleistung bringen. Doch das funktioniert nur dann, wenn Stress, wie in Zeiten des Säbelzahntigers, auch wieder abnimmt. 

Wir Menschen sind perfekt dafür gerüstet, in Stresssituationen adäquat zu reagieren. Das war für unsere Vorfahren überlebensnotwendig. Um in einem Bruchteil von Sekunden über Angriff oder Flucht entscheiden zu können, läuft in unserem Körper ein kluges Programm ab, das uns „einsatzbereit“ macht. Durch die Ausschüttung bestimmter Hormone und Transmitterstoffe wird unser Puls schneller, die Atmung flacher und die Muskelspannung erhöht. 

Heute müssen wir selten fliehen oder kämpfen, sondern profitieren eher von der erhöhten Aufmerksamkeitsspanne und Gehirnleistung in diesem Zustand. Doch die anderen Prozesse laufen mit ab. Wenn es sich dabei um einen Ausnahmezustand handelt, ist alles gut. Dann wird nach dem Stress der Ruhenerv Parasympathikus aktiviert und Körper und Geist können sich wieder erholen, der Organismus pendelt sich wieder aufs Normalniveau ein.

Gefährlich wird es, wenn man dauerhaft in Alarmbereitschaft ist. Dann wird der Stresscocktail aus Hormonen und Transmittern permanent ausgeschüttet. Deshalb merken wir bei zu viel Stress auch oft an körperlichen Symptomen, dass etwas nicht stimmt. Verspannungen, Rückenschmerzen, Schlafstörungen und Magenbeschwerden sind an der Tagesordnung; der Stress liegt uns sprichwörtlich im Magen, sitzt uns im Nacken und raubt uns den Schlaf. 

Und das ist noch die harmlose Variante. Stress kann das Immun- und das Herz-Kreislaufsystem nachhaltig schädigen, und in Kombination mit Alkohol, Medikamenten und Nikotin kann der Hormoncocktail nicht nur sprichwörtlich, sondern im wahrsten Sinne des Wortes zu einer tödlichen Mischung werden. 

Jetzt vorsorgen: Achtsam und selbstfürsorglich gegen Stress und Burnout

Durch den Corona-Ausnahmezustand ist Dauerstress, also krank machender Stress, gerade bei vielen Menschen an der Tagesordnung. 

Wichtig ist, dafür ein Bewusstsein zu entwickeln. Ein Burnout kommt nicht von einem Tag auf den anderen und auch nicht in ein paar Wochen. 

Wenn man merkt, dass etwas nicht stimmt, wenn man weiß, was die Alarmzeichen sind, dann kann man ganz bewusst dagegen angehen. 

Besonders Schlafstörungen sind übrigens ein Problem, das man ernst nehmen sollte. Denn wenn zusätzlich zum täglichen Stress auch noch die nächtlichen Ruhephasen fehlen, dann kommt man immer tiefer in die Erschöpfungsspirale hinein. 

Sich immer weiter zu verausgaben hilft niemandem, da es langfristig dazu führen wird, dass man selbst nicht mehr kann und irgendwann ausfällt. Davon hat keiner etwas, am wenigsten du selbst, aber auch deiner Familie und deinen Kollegen tust du keinen Gefallen, wenn du so lange rennst, bis du zusammen- und damit erst mal wegbrichst. 

Es ist also besser, rechtzeitig am einen oder anderen Stellschräubchen zu drehen oder auch mal die Notbremse zu ziehen, um so Ruhephasen zu aktiveren und der Stressspirale zu entkommen. 

Der einzige Mensch, der Ihr Leben ändern kann, sind Sie selbst

Werden Sie sich zuallererst bewusst, was (gerade) Ihre größten Stressoren sind. Vielleicht sind Sie, wie der Großteil meiner Klienten, der Meinung, dass Sie an Ihrer Lebensrealität, Ihrem Alltag, Ihrem Stress nichts ändern können. Weil ja die Gegebenheiten nun mal so oder so sind. Ich kann Ihnen versprechen: Sie irren sich. Man kann immer etwas ändern, auch wenn Sie sich im Moment ohnmächtig und ausgeliefert fühlen. Selbst Kleinigkeiten können große Wirkung zeigen. Doch es wird sich nichts von selbst ändern. Der einzige Mensch, der Ihr Leben ändern kann, sind Sie selbst.

Vielleicht müssen Sie dafür gegen Ihre Prinzipien handeln und Ihre Kinder mal eine Viertelstunde länger fernsehen lassen. Vielleicht müssen Sie Abstriche bei den Erwartungen anderer machen und ein Telefonat oder ein Treffen sausen lassen. Einfach nur, um mit sich zu sein und um gut für Sie zu sorgen. 

Machen Sie eine Bestandsaufnahme. Und dann tun Sie etwas, das Ihnen gut tut. Das Ihre Akkus wieder auflädt. Sie werden erstaunt sein, wieviel schon 10 Minuten verändern können. 

Vielleicht müssen Sie dafür erst an Ihrem Anspruch an sich selbst arbeiten. Wenn Sie dabei Hilfe brauchen, lade ich Sie zu einem 25-minütigen Erstgespräch ein, dann sehen wir uns im gemeinsam an, wie Sie die Stellschrauben finden können, um aus der Stress- und Erschöpfungsspirale herauszukommen. Haben Sie Lust? Hier können Sie sich Ihren Termin mit mir per Zoom oder Telefon vereinbaren.

Ein gutes Mittel, um ganz bewusst unseren Ruhenerv zu aktivieren und für nachhaltige Entspannung zu sorgen, ist übrigens ein Aufenthalt im Wald. Besonders gut tut Waldbaden, ein bewusstes Achtsamkeitstraining, das ich häufig mit meinen Klienten anwende. Insprirationen, um das einfach mal alleine auzuprobieren, finden Sie auch auf meinem Instagram-Account. Aber auch ein Spaziergang im Park oder was immer Ihnen sonst gut tut, ist schon ein super Anfang. 

Ich wünsche Ihnen viele Ideen und Freude dabei, gut für sich zu sorgen.

Alles Liebe,

Eva-Maria Prokop

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Der größte Fehler nach dem Burnout? Weitermachen wie bisher

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Ein Hoch auf die Mütter!