Ein Hoch auf die Mütter!
Mütter leisten Unglaubliches
Heute ist Muttertag. Das möchte ich zum Anlass nehmen, auf den offenen Brief einer Mutter hinzuweisen, den das Müttergenesungswerk letzte Woche veröffentlicht hat. https://www.muettergenesungswerk.de/blog/artikel/wer-kuemmert-sich-zurzeit-um-kranke-muetter-und-vaeter/
Er wurde von einer Mutter geschrieben, die seit über einem halben Jahr wegen ihrer Erschöpfung auf einen Kurplatz wartet. Jetzt fällt der Klinikaufenthalt wegen Corona aus, statt der ersehnten Kur hat sie nun eine zusätzliche Belastung. Zu Recht weist sie darauf hin, dass auch ihr Kind massiv leidet, solange ihr nicht geholfen wird. Der Artikel hat mich berührt und beschäftigt. Ich weiß, wie sich ein Burnout anfühlt. Ich war nach meinem Zusammenbruch noch gerade so in der Lage, mich um mich selbst zu kümmern. Und das mehr schlecht als recht. Unvorstellbar, ich hätte mich noch um andere kümmern müssen.
Mütter leisten jeden Tag Unglaubliches für ihre Kinder und für unsere Gesellschaft. Das wird immer noch viel zu wenig anerkannt. In der aktuellen Situation leisten sie noch mehr. Machen wir uns nichts vor: Ein ganz wesentlicher Teil der Mehrbelastungen, die durch Corona hervorgerufen wurden, wird durch die Mütter aufgefangen. Sie arbeiten, betreuen und beschulen ihre Kinder, waschen, putzen, kaufen ein und kochen noch viel mehr als sonst, da ja alle immer zuhause sind.
Mütterburnout
Viele Mütter leiden unter ständiger Erschöpfung und Überlastung. Mit den nie enden wollenden To-Dos geraten sie immer wieder an ihre Grenzen. Sie leiden unter dauernder Müdigkeit, könnten heulen, weil sie oft nicht mehr können oder wollen und funktionieren doch immer weiter.
Wer sich darin erkennt, sollte sich Hilfe holen. Denn ein Burnout wird nicht zwangsläufig durch den Job ausgelöst. Im Gegenteil, das ist einer der Hauptirrtümer, aber dazu ein andermal mehr.
Gerade das Sich-um-andere-Kümmern, um Pflegebedürftige, um Kranke, aber auch um Kinder kann in die Erschöpfung führen, wenn es mit anderen Belastungen kombiniert ist und man zu wenig Ausgleich hat. Aus der Spirale kommt man nur durch eine aktive Entscheidung für sich selbst heraus. Denn die Arbeit hört nicht auf, wird nicht weniger werden. Nur man selbst kann entscheiden, andere Prioritäten zu setzen, sich Hilfe zu holen, etc.
Gestern bei meinem Abendspaziergang dachte ich wieder an die Geschichte der Frau, deren Kur verschoben wurde. Und eben daran, was Mütter alles leisten. Und ich dachte: Unglaubliches. Und plötzlich hatte ich einen Song im Ohr, einen großen deutschen Hit, aber leicht verändert. Wäre das nicht mal eine Variante, nächstes Jahr zum Muttertag, Herr Grönemeyer? So wie der Lovesong im Film „Tatsächlich Liebe“ als Weihnachtssong rausgebracht wird? Eine Hymne auf die Mütter statt die Männer? Ein paar Zeilen passen sogar schon, oder zumindest fast, denn:
Mütter nehmen in den Arm und geben Geborgenheit, Mütter weinen (meistens) heimlich, Mütter geben viel Zärtlichkeit, Mütter haben's (oft) schwer und nehmen's (meist) leicht, Mütter sind allzeit bereit und vor allem: Mütter sind auf dieser Welt einfach unersetzlich! (frei nach Herbert Grönemeyer: Männer)
Würdigt die Mütter
Ich habe eine Freundin. Sie ist Mutter von zwei Kindern im Krippen- und Vorschulalter. Seit sieben Wochen wechseln sie und ihr Mann sich ab, sie geht vormittags arbeiten, er nachmittags, jeweils abwechselnd kümmern sie sich geduldig, engagiert und liebevoll um die Kinder, die sich in so einem Alter bekanntermaßen eher selten mit sich selbst beschäftigen. Sie schmeißt den Haushalt und ersetzt die Putzkraft, die zur Zeit nicht kommt. Sie leistet Unglaubliches und jammert nie. Wenn ich nachfrage, räumt sie ein, dass es natürlich anstrengend sei, aber eben nun mal so ist. Ich bewundere sie. Und ihre Einstellung. Zum Glück ist sie gesund und nicht schon vollkommen erschöpft in diese Phase hineingegangen. Wie vielen Müttern geht es anders? Wie viele ringen gerade jeden Tag mit ihren letzten Kräften?
Ich habe eine andere Freundin. Sie arbeitet viel, ist beruflich erfolgreich, hat zwei Kinder und schmeißt den Haushalt alleine, da ihr Mann beruflich viel unterwegs ist, von Montag bis Freitag ist sie quasi alleinerziehend. Ihr Tag ist getaktet. Von früh morgens bis spät abends. Zum Glück sind ihre Kinder in einem Alter, die es ihr erlauben, sich zumindest kleine Auszeiten für sich einzubauen, wie einen Spaziergang oder eine Runde Sport. Wie sie das nur alles schafft, frage ich sie immer wieder bewundernd. Sie spielt das dann meistens runter. Neulich aber bedankte sie sich nach unserem Gespräch für meine Würdigung ihres Tuns.
Viel können wir als Außenstehende nicht tun. Wirklich entlasten können eigentlich nur die Väter, und ich kenne einige, die das auch tun und ihre Vaterrolle mit Begeisterung leben. Aber wir können vielleicht unterstützen, um kleine Auszeiten zu ermöglichen oder zumindest dazu verführen und animieren. Und wir können die Mütter würdigen: Es nicht als selbstverständlich und gegeben nehmen, was sie jeden Tag leisten, und zwar wenn’s geht nicht nur am Muttertag. Das macht schon einen kleinen Unterschied, denn mangelnde Anerkennung führt zu Verdruss und Frustration und zahlt damit aufs Erschöpfungskonto ein. In diesem Sinne: Seht und würdigt, was eure Freundinnen, eure Töchter, eure Schwestern und natürlich eure Frauen, die berufstätige Mütter sind, jeden Tag leisten.
Ich wünsche allen Müttern heute einen schönen Muttertag. Und ich wünsche ihnen an allen anderen Tagen des Jahres Anerkennung für ihre Leistung und die Fähigkeit, nicht nur für andere, sondern auch für sich selbst zu sorgen und sich immer wieder kleine Auszeiten zu gönnen.
Alles Liebe,
Eva-Maria Prokop