Der größte Fehler nach dem Burnout? Weitermachen wie bisher

Ein akuter Burnout wird in der Regel in einer Klinik behandelt. Im Anschluss daran beginnt eine ganz wichtige Phase: jetzt geht es darum, gut im Alltag anzukommen, um dauerhaft aus der Erschöpfung zu kommen. Doch wie macht man das? Was muss man beachten?

Wenn man krank ist, will man wieder gesund werden. Will wieder in seiner vollen Kraft stehen und durchstarten. In vielen Fällen ist das ja auch so: Der Knochenbruch ist gut verheilt, die Muskeln sind mithilfe von Physiotherapie wieder aufgebaut, das Bein ist wieder wie gewohnt belastbar. 

Was bei einem Bruch die Regel sein mag, kann bei einem Burnout auf gefährliches Glatteis führen. Viele Menschen, die durch eine Erschöpfungsdepression im Beruf oder in der Familie länger ausgefallen sind, wollen möglichst schnell wieder „die Alten“ werden oder haben das Gefühl, das ihre Mitmenschen das von ihnen erwarten. Sie haben ihren Familienmitgliedern und Kollegen gegenüber ein schlechtes Gewissen. Oft wird das durch entsprechende Bemerkungen dann noch verstärkt. Sie denken, jetzt müssten sie aber wirklich schnell wieder „funktionieren“, denn nun haben sie ihrem Umfeld ja schon genug zugemutet. 

Die neue Herausforderung: dich zumuten statt leisten

Doch genau das liegt der Fehler und die Gefahr, in alte Muster zu verfallen. Das sich Zumuten ist das, was jetzt auf der Tagesordnung stehen sollte. Diese Herausforderung sollte man meistern, statt möglichst schnell wieder ins Leisten und Funktionieren zu kommen. An diesem Punkt wird die Energie oft fehlgeleitet: Sinnvoll wäre, sie ins Neinsagen oder Abgrenzen zu investieren, in Selbstfürsorge oder ins Etablieren neuer Gewohnheiten. Denn solche Softskills zu erlernen, kann für Menschen, die  einen hohen Anspruch an sich selbst haben und die Bedürfnisse anderen meist über die eigenen stellen, harte Arbeit sein. Stattdessen wird in der Regel an der Belastbarkeitsgrenze herumgedoktert, um sich möglichst schnell wieder effizient in die verschiedenen System einzubringen. 

Dabei würde nicht nur man selbst, sondern auch das persönliche und berufliche Umfeld davon profitieren, wenn das Ankommen im Alltag sanft und in kleinen Schritten gestaltet wird. So kann man nämlich herausfinden, wie der Alltag aussehen kann, damit er gut tut. An welchen Stellschrauben man drehen muss, ob nur ganz kleine oder größere Veränderungen sinnvoll wären. Wie man die Belastung so verteilen kann, dass sie einen nicht erdrückt. Wie man Ausgleich schaffen kann, zum Beispiel durch das Aktivieren und Leben von Ressourcen. Wie man Stärken bewusst einsetzen kann. Wie man Stress gezielt und wirksam reduzieren kann. Und wie man das dann entsprechend umsetzen kann.

Nur so kann man langfristig aus der Erschöpfungsspirale herausfinden und Glück und Zufriedenheit erlangen. Und wenn wir glücklich und zufrieden sind, dann profitieren auch unsere Mitmenschen. Denn dann sind wir ausgeglichen statt gereizt, gut drauf statt erschöpft und ausgelaugt und in der Lage, uns auch wieder auf sie und ihre Bedürfnisse einzulassen. 

Ich habe damals nach meinem ersten Klinikaufenthalt den Fehler gemacht, erst mal „weiterzurennen". Wobei ich in Wahrheit gar nicht gerannt bin. Ich habe mich eher geschleppt. Aber ich habe so getan, als würde ich weiterrennen. Offiziell war ich wieder die Alte. Ich wollte wieder funktionieren, weil ich mich dafür geschämt habe, es nicht mehr zu tun. Und immer, wenn keiner hingesehen hat, habe ich meiner Erschöpfung Raum gegeben, weil ich einfach (noch) keine Kraft hatte. 

Wie zu erwarten war, ging das nicht lange gut. Nach einem halben Jahr brach ich erneut zusammen, ich erlitt einen Rückfall. Aus meiner heutigen Perspektive war es ein Glücksfall. Denn dieser Rückfall hat mich wachgerüttelt. Ein drittes Mal durfte es nicht geben. Und so habe ich Schritt für Schritt mein Leben geändert.

Begleitung auf dem Weg zu dir

Bei mir kam es zu radikalen Veränderungen samt Jobwechsel und Umzug. Sie wären nicht nötig gewesen, ich hätte auch in meinem alten Leben neue Gewohnheiten etablieren können, um mir einen guten Alltag zu schaffen. Doch ich verspürte eine ganz tiefe Sehnsucht nach mehr Sinnhaftigkeit und den Wunsch, Menschen zu helfen aus dem krankmachenden Hamsterrad auszusteigen. Und plötzlich wusste ich, wo es mich hinzieht: Ich machte eine Ausbildung zum Coach, mit dem Ziel, Menschen nach dem Burnout zu begleiten. Ich kündigte meine Festanstellung und zog an einen Herzensort. Ich setzte alles auf eine Karte. Oder mit Hilde Domain gesprochen: „Ich setzte den Fuß in die Luft, und sie trug.” Seitdem bin ich an der Seite meiner Kunden, wenn sie sich aufmachen, ihren Weg zu finden und ihre Wahrheit zu leben. Sich zu trauen, gegen die Erwartungen von anderen ihr Ding zu machen und so das Leben zu finden, das sie gesund und glücklich sein lässt. Und es ist eine tägliche Freude, sie auf diesem Weg wachsen und aufblühen zu sehen.

Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass auch Sie sich trauen, Ihren Weg und Ihre Wahrheit zu finden und zu leben. Oft bringen schon ganz kleine Schritte große Verbesserungen. Wenn Sie ein paar Impulse brauchen, wie Sie anfagen können, lassen Sie uns gemeinsam einen Blick darauf werfen. Gerne lade ich Sie zu einem kostenlosen 25-minütigen Erstgespräch ein. Hier können Sie sich einen Termin vereinbaren.

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Alles Liebe, 

sein Sie gut zu sich, haben Sie den Mut, sich zuzumuten, und trauen Sie sich, Ihr Ändern zu leben!

Ihre Eva-Maria Prokop

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