Auf dem Trampelpfad zu mir
Im letzten Blogartikel ging es darum, dass der größte Fehler nach dem Burnout ist, einfach so weiterzumachen wie zuvor. Doch wie stellt man es an, eben nicht wieder in alte Muster zu verfallen, wenn man nach dem Burnout wieder im Alltag ankommt? Wie geht das mit den neuen Verhaltensweisen und Gewohnheiten im Leben?
Von der Autobahn zum Trampelpfad: Wie Veränderung funktioniert
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und genau das macht Veränderungen so schwer für uns. Je öfter wir uns auf eine gewissen Art und Weise verhalten, desto automatischer laufen diese Prozesse in unserem Gehirn ab. Und desto schwieriger ist es, anstelle der alten Gewohnheiten neue Verhaltensmuster zu etablieren.
Die Neurowissenschaft, die die Funktionen unseres Nervensystems erforscht, spricht in diesem Zusammenhang von Autobahnen und Trampelpfaden in unserem Gehirn. Als Autobahnen gelten diejenigen Synapsenverknüpfungen, die automatisiert ablaufen. Wenn wir uns ein neues Verhalten aneignen möchten, dann müssen wir neue Synapsenverbindungen in unserem Gehirn wie einen Trampelpfad entstehen lassen.
Nehmen wir an, jemand neigt dazu, immer zu allen Wünschen der Anderen Ja zu sagen. Weil er oder sie es so gelernt hat, ein großes Verantwotungsbewusstsein hat und eine hilfsbereite und freundliche Person ist. Nun hat sie aber erkannt, dass dieses Verhalten nicht gut für sie ist, sie auslaugt und auf Dauer krank macht. Sie will es verändern und endlich selbstbestimmt leben, nicht mehr nur funktionieren und als Bedürfniserfüller für den Job, die Familie, die Freunde und Bekannten fungieren. Dafür muss sie lernen, sich klar abzugrenzen. Ein wichtiges Werkzeug dazu wäre, Nein sagen zu können. Und zwar so, dass die Botschaft beim Gegenüber auch richtig ankommt.
Vielleicht kennen Sie dieses Problem. Vielleicht fällt Ihnen das Nein sagen so schwer, weil Sie Angst haben, dann nicht mehr so gerne gemocht zu werden, nicht mehr so ein guter Mitarbeiter, Mutter/Vater, Sohn/Tochter, Freund zu sein. Dann stellt das Neinsagen lernen natürlich einen Kraftakt dar; weil es bedeutet, dass Sie sich gegen Ihre innere Stimme, die Ihnen irgendwelche schlimmen Konsequenzen Ihres Neins einflüstern will, durchsetzen musst.
Vielleicht klappt es beim ersten Mal noch nicht, weil es wirklich eine Herausforderung für Sie ist. Vielleicht haben Sie sich fest vorgenommen, Nein zu sagen, wenn Ihr Chef Sie fragt, ob Sie Überstunden machen können oder der Kindergarten Sie um einen Kuchen fürs Sommerfest bittet. Sie haben Ja gesagt, obwohl Sie es nicht wollten. Das Schlechteste, was Sie nun tun können, ist sich dafür zu verurteilen und fertig zu machen, dass Sie es nicht geschafft haben. Allein, dass Sie es sich vorgenommen haben, ist schon mal ein super erster Schritt. Es ist nämlich der allererste Schritt auf Ihrem Trampfelpfad. Und beim nächsten Mal geht es schon ein bisschen leichter.
Stellen Sie sich eine ungemähte hohe Wiese vor, durch die Sie sich einen Weg bahnen wollen. Da schlendern Sie nicht einfach entlang. Da müssen Sie die Füße richtig heben, um die Halme nach unten zu treten. Und dann wird sich das Gras hinter Ihnen erst mal wieder aufrichten, das lässt sich nämlich nicht so mir nichts dir nichts niedertreten. Wenn Sie denselben Weg noch mal gehen möchten, werden Sie ihn nicht automatisch finden, Sie müssen sich erst wieder orientieren: Wo bin ich noch mal langgegangen? Wie habe ich das noch gemacht?
Kleine Schritte, und einer nach dem anderen
So können Sie sich das auch in Ihrem Gehirn vorstellen. Der erste Schritt ist, zu registrieren, wann für Sie ein Nein richtig wäre. Wenn Sie das erkannt haben, dann geht es an die Umsetzung. Zuerst können Sie daran arbeiten, sich innerlich zu erlauben, Ihrem Bedürfnis nachzugeben. Sie sind nämlich nicht in erster Linie für die Bedürfnisse der anderen da, sondern für sich selbst. Davon profitieren übrigens auch die anderen, denn nur wenn es Ihnen gut geht, können Sie auch andere glücklich machen. Im nächsten Schritt können Sie angehen, das Nein so zu kommunizieren, dass es auch gut und richtig ankommt. Und mit jedem dieser Schritte wird Ihr Pfad klarer und vor allem leichter, und irgendwann wird ein ansehnlicher Weg daraus, der von weitem sichtbar ist und den Sie mit Leichtigkeit entlanggehen können.
Das funktioniert nicht von einem Tag auf den anderen, das braucht Zeit. Wenn Sie Lust haben, probieren Sie es doch einfach mal aus draußen in der Natur. Ich beziehe in meinen Coachings oft die Natur mit ein, teilweise live hier im Chiemgau, teilweise mithilfe von Video- und Audioanleitungen. Denn Sie hilft uns, Dinge zu verinnerlichen.
Das Motto meiner Arbeit ist Veränderung leben. Veränderung ist immer ein neuer Weg. Manchmal gleicht dieser Weg einem ausgedehnten Spaziergang. Und manchmal stehen wir vor Veränderungsprozessen, die eher einer Bergtour oder einem Langstreckenlauf gleichen.
Doch egal, mit was davon dein Veränderungswunsch zu vergleichen ist, anfangen müssen Sie mit dem Trampelpfad, aus dem sich dann Ihr neuer Weg entwickeln kann.
Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie sich trauen, die ersten Schritte zu machen und tapfer weiterzugehen, auch wenn es am Anfang schwierig ist. Wenn Sie dabei Unterstützung brauchen, rufen Sie mich an oder schreiben Sie mir, ich begleite Sie gerne dabei.
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Alles Liebe,
sein Sie gut zu sich und trauen Sie sich, Ihr Ändern zu leben!
Ihre Eva-Maria Prokop