Selbstfürsorge ist Selbstvorsorge
Volkskrankheit Burnout?
Psychische Erkrankungen im Zusammenhang mit Burnout und erschöpfungsbedingten Depressionen haben sich im letzten Jahrzehnt VERDREIFACHT. Der Blick auf die Zahlen, die statista und AOK dazu zur Verfügung stellen, ist erschreckend: Im Jahr 2018 zählten sie alleine unter den gesetzlich Versicherten 176.000 Burnout-Betroffene mit insgesamt 3,9 Millionen Krankheitstagen.
Immer mehr Menschen brennen aus, brechen unter dem sogenannten Mental Load zusammen, landen in der Erschöpfungs-Depression. Dabei handelt es sich in der Regel nicht um empfindliche Pflänzchen, sondern um diejenigen, die richtig viel leisten und schaffen. So viel, dass es dann irgendwann zu viel ist. Im schlimmsten Fall sind sie so im Funktionieren gefangen, dass sie die Anzeichen der Überlastung gar nicht mehr wahrnehmen und so lange weiterleisten, bis sie irgendwann zusammenbrechen.
Ganzheitlich vorsorgen
Seit vielen Jahrzehnten wissen wir, wie wichtig es ist, auf unsere Gesundheit zu achten. Von klein auf bekommen wir ans Herz gelegt, auf gesunde Ernährung zu achten und uns regelmäßig zu bewegen. Viele Jahre ging es beim Thema Vorsorge ausschließlich um den Körper. Dabei ist es mindestens genauso wichtig, auf die psychische Gesundheit, unser Seelenheil, zu achten.
Für die Bereitschaft, aktive Gesundheitsvorzusorge für die Psyche zu betreiben, ist zunächst mal ein Problembewusstsein nötig, ein Bewusstsein dafür, dass unser Seelenheil fragil ist und leicht aus dem Gleichgewicht geraten kann. Und dass Körper und Seele sich gegenseitig beeinflussen und es auch deshalb wichtig ist, ganzheitlich auf unser Wohl zu achten. "Mens sana in corpore sana" - ein gesunder Geist in einem gesunden Körper, heißt es schon beim römischen Dichter Juvenal im 1. Jahrhundert nach Christus.
Gerade in unserer heutigen schnelllebigen Zeit mit ihren unzähligen Möglichkeiten ist der Mensch oft überfordert. Ich bin keine Kulturpessimistin, ich weiß die Segen unserer Zeit durchaus zu schätzen. Ich bin aber überzeugt, dass es in Zeiten von agilem Arbeiten und Digitalisierung nötiger denn je ein Gegengewicht braucht, etwas, das uns erdet zwischen der Rundumdieuhrerreichbarkeit und Socialmediadauerbeschallung.
Egal, was Sie tun, um diese Erdung, diese Rückbesinnung auf sich selbst, zu erreichen: gönnen Sie sich bitte regelmäßig kleine Auszeiten. Ich persönlich finde sie für mich in der Natur und gebe sie beim Waldbaden, einem Achtsamkeitstraining in der Natur, an Klienten weiter. Andere Menschen bevorzugen MBSR oder Meditation, wieder andere einfach einen Spaziergang. Was auch immer Ihre Wahl ist: Geist und Seele brauchen Pausen und haben ein Recht darauf. Wir sind ständig auf Empfang und damit beschäftigt, an uns gestellte Anforderungen zu erfüllen. Wenn wir dann noch viel am PC arbeiten, zwischendurch online am Handy oder Tablet konsumieren und abends einen Film streamen, ist das für die Seele genauso schlecht wie es für den Körper ist, wenn Sie sich ausschließlich von Weißmehlprodukten und Schokolade ernähren würden. Wie eine ausgewogene Ernährung für unseren Körper, so braucht es auch eine Ausgewogenheit für unseren Geist und unsere Seele. Wir sind nicht für Daueranspannung gemacht. Ent-spannungszeiten sind keine Belohnung für viel Spannung, sie sind der natürliche Gegenpart. Wenn die beiden aus dem Gleichgewicht geraten, kann uns das krank machen.
Emotionaler Analphabetismus
Es ist elementar, uns der Bedürfnisse unserer Seele bewusst zu werden. Wir können nicht immer nur funktionieren. Viele von uns wurden aber zum Funktionieren erzogen. Wenn das so ist, weiß man oft nicht mit sich umzugehen, wenn man mal nicht funktioniert.
Vor einigen Jahren, als ich gerade noch dabei war, mich Schritt für Schritt aus meinem Burnout herauszuarbeiten, stolperte ich in der ZEIT über ein Interview mit Walter Kohl. Ich blieb daran hängen wegen des Untertitels: "Wie er nach der größten Krise seines Lebens wieder Lebensmut fand." Ein Absatz aus diesem Interview ist mir nie wieder aus dem Kopf gegangen. Ich habe ihn schon oft zitiert und jetzt das Interview gegoogelt, um ihn hier im Wortlaut wiedergeben zu können:
Kohl bezeichnet es als verheerend, "13 Jahre lang das deutsche Schulsystem zu durchlaufen, später drei Universitätsabschlüsse zu erlangen, ohne dass ich dabei ein einziges Mal ernsthaft über Gefühle unterrichtet wurde. Es ist schlimm, dass die emotionale Kompetenz so vernachlässigt wird. Dies führt letztlich zu einer Form von Analphabetismus."
Dieser Emotions-Analphabetismus kommt meist erst dann zum Tragen, wenn wir mit unserer eigenen seelischen Verletzbarkeit konfrontiert werden. Wenn wir Gefühle erleben, die uns überfordern, oder mit Gefühlen anderer nicht umgehen können. Bei Trauer ist das oft zu erleben: Fast jeder, der schon mal getrauert hat, kann Geschichten erzählen von nahestehenden Menschen, die genau in dem Moment, da man sie so dringend gebraucht hätte, von der Bildfläche verschwinden - weil sie nicht wissen, wie sie mit einem so übermächtigen Gefühl wie Trauer umgehen sollen. Zum Glück ist da seit einigen Jahren eine Trendwende im Gang und es gibt Unternehmerinnen, die den Tod wieder "gesellschaftsfähig" machen. Vergiss mein Nie war eines der ersten Unternehmen, das ich in diesem Zusammenhang bewusst wahrgenommen habe, und sehe heute mit großer Begeisterung Accouts wie bohana auf Instagram florieren und wachsen.
Die meisten Menschen sind sich nicht bewusst, wie fragil ihr Seelenheil ist. Auch ich war mir nicht darüber bewusst. Hätte mir ein paar Jahre vor meinem Burnout jemand gesagt, dass ich mal davon betroffen sein würde, hätte ich ihn ausgelacht. Ich doch nicht, ich bin doch stark, mich wirft so schnell nichts um.
Die beste Vorsorge: Selbstfürsorge
Es kann jeden von uns treffen, deshalb ist es so wichtig vorzusorgen. Am besten können Sie das tun, indem Sie gut für sich sorgen, und zwar ganz bewusst auch für Ihre Seele. Letzte Woche sagte eine Klientin, der ich mehr Selbstfürsorge ans Herz legte, weil sie ständig nur für andere rennt, das sei nicht nötig, sie achte doch schon gut auf sich. Sie zählte mir dann lauter Dinge auf, die sicher sehr gut für ihre körperliches Wohlbefinden sind, seelische Selbstfürsorge kam nicht vor.
Das ist ein Missverständnis, auf das ich immer wieder stoße im Gespräch mit Klientinnen und Klienten. Körperliche und seelische Selbstfürsorge sind nicht nur zwei verschiedene Dinge, manchmal können sie sich sogar gegenseitig im Weg stehen. Wenn Sie sich mit inneren Sätzen wie "Was mich nicht umbringt, macht mich hart" zum Joggen peitschen nach einem harten Tag, an dem Ihnen eigentlich nur noch nach Badewanne und Sofa zumute ist, ist es fraglich, wie die Bilanz unterm Strich aussieht.
Deshalb, achten Sie mal darauf, ob und auch inwiefern Sie gut für sich sorgen. Achten Sie auf Ihren Körper und auf Ihre Seele? Hören Sie auf Ihre Bedürfnisse? Wie oft in der Woche tun Sie etwas nur für sich?
Falls Sie (was ich nicht hoffe!) vor lauter Funktionieren nicht mal mehr wissen, was Sie eigentlich wollen oder brauchen würden, dann lesen Sie gleich weiter in meinem letzten Blogartikel, denn dort geht es um Ihre Bedürfnisse.
Ansonsten wünsche ich Ihnen viel Freude dabei (Ja, Sie werden sehen, das macht Freude, und wie!), immer mehr Selbstfürsorge und Selbstvorsorge in Ihr Leben einziehen zu lassen. Damit stärken Sie Ihre Resilienz, Ihre seelischen Abwehrkräfte, und stehen gut und sicher im Leben. Wenn Sie dabei Unterstützung brauchen, begleite ich Sie gerne. Ein guter und barrierefreier Anfang ist zum Beispiel mein kostenloses Selbstfürsorge-Erstgespräch.
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Alles Liebe - sorgen Sie gut für sich!
Ihre Eva-Maria Prokop